Wo früher der „Grei Hans“ wohnte

Abgerissenes Haus wird ein Fall fürs Umweltamt

Quelle: Bericht von Marika Hartl, Viechtacher Anzeiger 10.07.2020

Ein Bierkasten, Holz, Ziegel, Plastik, Einrichtungsgegenstände: Der Schuttberg auf dem Anwesen ist etliche Zeit nach dem Abriss noch immer da, wird mittlerweile schon von Brennnesseln überwuchert. Längst ist hier nicht mehr die Baubehörde des Landkreises zuständig, sondern das Umweltamt.

Ein Bierkasten, Holz, Ziegel, Plastik, Einrichtungsgegenstände: Der Schuttberg auf dem Anwesen ist etliche Zeit nach dem Abriss noch immer da, wird mittlerweile schon von Brennnesseln überwuchert. Längst ist hier nicht mehr die Baubehörde des Landkreises zuständig, sondern das Umweltamt. (Quelle: Hartl)

Viele Altnußberger kamen im Winter 2019 zum abgerissenen Haus nach Seigersdorf, um nach der Madonna zu suchen, die – wie bei alten Bauernhäusern üblich – unter dem Giebel in der Außenmauer das Haus hätte beschützen sollen. Ob jemand fündig wurde, ist nicht bekannt. Was jedoch klar ist: Ansonsten liegt an der Abbruchstelle immer noch alles exakt so herum, wie es der Bagger hinterlassen hat: Kabel, Metall, Steine, Geschirr, Kleidung, Plastik – alles gut durchmischt.

Der „Grei Hans“ verstarb im Altenheim

Der ehemalige Bewohner, Johann, der allen nur als „Grei Hans“ bekannt war, verstarb im November 2010 im Altenheim in Teisnach mit 87 Jahren. Vielen war es unerklärlich, dass er zuvor in dem damals schon baufälligen Gebäude noch leben konnte, da die alte Scheune schon längst immer weiter einbrach und auch das Wohnhaus keinen stabilen Eindruck mehr machte.

Als Greil ins Altersheim zog, verfiel das nun verlassene Haus weiter, bis es zu einer Gefahr für die Verkehrsteilnehmer wurde.

Die Gemeinde Geiersthal ist für Seigersdorf und die Straßen- und Wegesicherheit des Weilers verantwortlich. Geschäftsführer Josef Kasparbauer: „In Erfüllung dieser Pflicht werden regelmäßig Kontrollfahrten durchgeführt, um eventuelle Schäden oder sonstige Gefährdungen im Straßenverkehr frühzeitig zu erkennen. Dabei wurde auch festgestellt, dass sich die damals noch stehende Giebelwand des Gebäudes Seigersdorf 4 immer mehr in Richtung der vorbeiführenden Gemeindestraße neigte. Zur Beurteilung der bestehenden Gefährdung wurden die Fachleute des Landratsamtes kontaktiert.“ Diese hätten eine Einsturzgefährdung der Giebelwand bestätigt. Aufgrund der Nähe der Bauruine zur Straße konnte nicht ausgeschlossen werden, dass eventuell Bauteile auch auf die Straße fallen.

Gemeinde musste Straße zwischenzeitig sperren

„Um Gesundheitsgefahren auszuschließen, musste die Gemeinde die Straße sperren, bis die Gefahr beseitigt war, auch wenn dadurch gewisse Unannehmlichkeiten für die Anlieger entstanden sind.“

Nun nahm das weitere Vorgehen seinen Lauf. Der Pressesprecher des Landratsamtes Heiko Langer erzählt, wie es weiterging mit dem bedenklich gewordenen Anwesen: „Die Gemeinde Geiersthal machte uns auf den ruinösen Bauzustand im Januar 2019 aufmerksam. Aufgrund der im Rahmen der anschließenden Baukontrolle festgestellten Einsturzgefährdung wurde die vorbeiführende Straße von der Gemeinde teilweise gesperrt.“ Per Bescheid ordnete die Untere Bauaufsichtsbehörde umgehend an, dass der Eigentümer geeignete Sicherungsmaßnahmen durchzuführen hat.

„Daneben wurde der Eigentümer verpflichtet“, so Langer, „das einsturzgefährdete Gebäude samt Einsturzbereich mittels einer geeigneten Absperrung großflächig und vor unbefugtem Betreten zu sichern. Daraufhin hat der Eigentümer das Gebäude im Februar 2019 abgebrochen“, führt Langer weiter aus. Dies hatte die Schwester des Verstorbenen und Besitzerin des vor langer Zeit noch ansehnlichen Anwesens veranlasst.

Ein Schutthaufen mit Gefahrenpotenzial

Und seitdem? Hat sich nichts mehr getan. Immer noch liegen Kabel, Fensterstöcke, Schüsseln, Bierkästen und Schuhe auf dem Grundstück neben der Straße. Für Kinder auf Entdeckungstour kann es hier gefährlich werden, ebenso für Schatzsucher, die immer noch nach der Madonna oder anderen Antiquitäten suchen könnten.

Aufgrund einer Anfrage des Viechtacher Anzeigers führte die Untere Bauaufsichtsbehörde des Landratsamtes Regen eine Ortsbesichtigung durch, die bestätigte, dass das Abbruchmaterial weiterhin auf dem Grundstück liegt. „Beim Abbruch handelte es sich um ein verfahrensfreies Vorhaben, welchem keine Beseitigungsanordnung zugrunde lag. Eine weitere Zuständigkeit der Unteren Bauaufsichtsbehörde ist damit nicht gegeben“, so Langer.

Mittlerweile wird der Müllhaufen schon von Brennnesseln und vielen anderen Pflanzen überwuchert, die sich den verwahrlosten Ort Stück für Stück zurückerobern.

Umweltamt plant Ortsbegehung

Vom Bauamt des Landkreises wurde nun das Umweltamt eingeschaltet, das in nächster Zeit eine Ortsbegehung plant und dabei das weitere Vorgehen prüfen will.

Wann und wie es weitergeht mit dem Seigersdorfer Müllberg, kann man dort noch nicht abschätzen. Langer: „Ich kann keinen Zeithorizont nennen, dies hängt sicherlich von der Ortsschau ab und kommt auf die Inhalte des Bergs an.“